Entstehung des Trockenen Auges

Was hat es eigentlich mit dem Trockenen Auge auf sich? Zunächst hört es sich ja recht unspektakulär an, aber der Schein trügt. Denn der Flüssigkeitsapparat unseres Auges ist ein unheimlich komplexes und ausgeklügeltes System, dass im Normalfall in unglaublicher Perfektion arbeitet.

 

Ein Großteil der Menschen denkt ja, dass diese Flüssigkeit im Auge „nur“ eine Art Wassertropfen ist, aber mit diesem weit verbreiteten Irrglauben sollten Sie schleunigst aufräumen. Dieser Tropfen ist eine einzigartige Flüssigkeit, welche buchstäblich vielschichtig ist, die Zusammensetzung besteht aus 3 Schichten, Tränen, Lipiden und Schleim. Zwischen dem angeblichen Wassertropfen und der tatsächlichen Flüssigkeit liegen tatsächlich Welten.  

      

Dieser Mix aus diesen 3 Bestandteilen ergibt den optimalen Schutzfilm und Nährboden für unsere Augenoberfläche, gerät dieser aus dem Lot, so kommt es zum viel gescholtenen Trockenen Auge. So ist die Frage wie ein Trockenes Auge entsteht, somit auch schon oberflächig erklärt, in den kommenden Zeilen gehe ich aber natürlich noch intensiver darauf ein.  

Aufbau Tränenfilm Abbildung

1) Tränendrüse (wässrige Schicht)

Die Tränendrüse ist höchstwahrscheinlich der einzige Produzent, welcher Ihnen vom gesamten Tränenfilm schon einmal zu Ohren gekommen sein wird, danach ist wahrscheinlich aber auch schon Feierabend.

 

Diese Drüse produziert nonstop ihr ganzes Leben lang, lediglich in der Nacht fährt sie ihre Produktion herunter. Wie Sie schon dem Foto auf der Startseite entnehmen konnten, ist die Tränenflüssigkeit mit Abstand der größte Bestandteil des Tränenfilms und beinhaltet beispielsweise Nährstoffe, Enzyme oder Antikörper.

Träne bzw. Tränenflüssigkeit als Symbol

Nun, welche Aufgaben haben die Tränen? Sie versorgen einerseits die Augenoberfläche (Hornhaut/Bindehaut) mit reichlich Nahrung aber anderseits ist auch eine Art Immunsystem im Film dadurch mit integriert.

 

Sie müssen sich nur einmal vorstellen, wie unglaublich vielen Umwelteinflüssen ihr Auge Tag ein Tag aus ausgesetzt ist, da ist es unumgänglich, dass ihr Auge ein intaktes Immunsystem haben muss.

 

Ich spreche bezüglich der wässrigen Schicht auch gerne von Nahrung und Soldaten für das Auge, meines Erachtens trifft diese Beschreibung direkt ins Schwarze. So kann man es sich zudem auch leichter merken, eine kleine Eselsbrücke.

Häufige Ursache - Mangel an Tränenflüssigkeit

Eine ganz klassische Ursache des trockenen Auges ist eine verminderte Tränenproduktion, besonders im Alter, dies kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden. Im Fachjargon ist auch die Rede von hypersekretorischer Form. 

 

Beispielsweise durch das Sjörgen Syndrom, Diabetes oder Antidepressiva. Wenn Sie auf dieser Seite weiter nach unten scrollen, habe ich alle mir bekannten möglichen Auslöser aufgelistet.

 

Für die Behandlung dieses Phänomens gibt es nur wenige Behandlungsmöglichkeiten wie zum Beispiel die Punctum Plugs, welche ich auf der Unterseite Behandlungsmöglichkeiten des Trockenen Auges gründlich erklärt habe.

 

Natürlich kann man auch auf Tränenersatzmittel zurückgreifen, achten Sie aber darauf, dass die Augentropfen oder Augensalben keine Konservierungsstoffe oder Phosphate enthalten.

 

Da man bei zu wenig Tränenflüssigkeit ja die wässrige Schicht mit Augentropfen aufstocken will, ist es ratsam hyaluronhaltige Präparate (Hyaluronsäure) zu kaufen, denn reine lipidhaltige schlagen nicht ansatzweise an. 

Trockenheit

2) Meibomdrüsen

Warum blinzeln wir eigentlich ununterbrochen? Dass der Lidschlag die Tränenflüssigkeit sanft auf der Augenoberfläche verteilt und auch den ganzen Dreck wie Pollen oder Staub aus dem Auge rausspült, könnte man ja mal nebenbei aufgeschnappt haben.

Das ist aber noch lange nicht alles, denn ist gibt noch einen weiteren triftigen Grund, warum wir Menschen unaufhörlich die Scheibenwaschanlage laufen haben.  

Augenlid samt Meibomdrüsen

An der Stelle treten die nicht gerade berühmten Meibom-Drüsen auf den Plan, Sie fragen sich jetzt sicherlich, Meibom was?

 

Noch kein Sterbenswörtchen davon gehört oder? Bevor Sie aus dem grübeln nicht mehr heraus kommen, helfe ich Ihnen gerne ein wenig auf die Sprünge. Diese Drüsen befinden sich in Ihrem oberen und unteren Augenlid, sie produzieren ein öliges Sekret, pro Lid hat man ca. 20-30 Stück. Diese sind vertikal nebeneinander aufgereiht und münden an der Lidkante direkt ins Auge.

Diese Lipide bilden die Fettschicht des Tränenfilms, im Klartext heißt das, dass Öl schützt die wässrige Schicht vor dem verdunsten, außerdem sorgt es für ein geschmeidiges gleiten der Augenlider über die Augenoberfläche. Auch für die allgemeine Tränenfilmstabilität sind diese Lipide von großer Wichtigkeit, es verleiht dem ganzen eine Art Oberflächenspannung.  Eigentlich ja ganz logisch und nachvollziehbar. 

 

Aber was genau haben diese Drüsen jetzt mit dem Lidschlag am Hut? Ganz simple, bei jedem Blinzler werden die beiden Lider eines Auges zusammengepresst, dieser Kontakt ist das Signal für die Meibomdrüsen ihr öliges Sekret abzugeben.

 

Um es verständlicher darzustellen können Sie sich auch das Euter einer normalen Kuh vorstellen, die Milch wird auch nur durch das drücken der Zitzen abgegeben.

Dieser Vergleich kommt aus den Vereinigten Staaten von Amerika, wo man auch gerne vom „melken“ der Meibom-Drüsen durch das Blinzeln spricht.

 

Man kann davon ausgehen, dass bei rund 80% aller Trockener Augen Patienten die Ursache auf diese Drüsen zurück zuführen ist. So spielen diese kleinen Lidranddrüsen bei der Behandlung des Sicca Syndroms in vielen Fällen eine gewichtige Rolle. 

 

Als Notiz am Rande sei auch noch hinzugefügt, dass die Meibomschen Drüsen von Heinrich Meibom erstmals entdeckt wurden. 


3) Becherzellen (Muzinschicht/Schleimschicht)

Um leichter zu verstehen, welche Funktion die Becherzellen und deren Schleimschicht vorranging im Tränenfilm einnehmen, bitte ich Sie um eine einfache Übung. Neigen Sie Ihren Kopf nach vorne, sodass Sie auf den Boden schauen, schütteln Sie dazu noch leicht Ihren Kopf hin und her.

Becherzellen, Muzinschicht - Abbildung

Jetzt frage ich Sie, träufelt die Flüssigkeit vom Auge auf den Boden? Nein oder? Würde man hingegen in seine Handinnenfläche einen Schuss Wasser hineingeben und diese umdrehen, würde das Wasser natürlich prompt herunter tropfen.  So muss es logischerweise einen Unterschied zwischen dem Tränenfilm-Wasser und einfachen Wasser geben oder?

 

Hier betreten so gesehen die Becherzellen das Spielfeld, welche eine schleimige Schicht mit dem Namen Muzin herstellen und dafür sorgen, dass der Tränenfilm am Auge haftet. Diese Muzinschicht haben Sie wahrscheinlich auch noch nie zuhören bekommen, sie ist aber von einem gesunden Auge überhaupt nicht wegzudenken.

 

Neuere Kenntnisse haben sogar ans Tageslicht gebracht, dass die Becherzellen noch viele weitere Aufgaben haben könnten, aber bislang tappt man immer noch ein wenig im Dunkeln. Die Zukunft wird es uns gewiss offenbaren, daran führt kein Weg vorbei, es ist lediglich eine Frage der Zeit. 

Abschließendes Video

Hinweis: Cookies werden möglicherweise beim ansehen übertragen

Jetzt teilen